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tessa...

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Nachdem er mein Auge ein paarmal im Barspiegel gefangen hat und merkt, daß ich es merke, kommt er rüber, ein netter Kerl, ein bißchen nervös, fragt mich, ob ich was dagegen habe, wenn er mir einen ausgibt. “Frollein?” und ich sage: “Wir leben in einem freiem Land”, und hätt gern `nen doppelten Cognak, “Danke!” Ziemlich bald reden wir über dieses und jenes und obwohl nicht direkt über DAS, streichelt er doch schon eine ganze Zeit mein Knie. Er heißt Otto, ist Fotohändler und zur Herbstmesse hier. Wir kippen noch ein paar, dann will er wissen, ob ich hier herum wohne. Ich sage ihm: “Direkt nebenan - dritte Etage - mit Tessa!” Er meint so ein nettes Mädel wie ich hätte sicher nicht gerne Krach mit der Freundin und so. Ich sage: “Kein Grund zur Sorge - mit Tessa gibt es keinen Krach - wir sind nämlich schon zusammen seit Mamas Tod.” Otto meint wir wären wohl ein prima Gespann - Tessa und ich. “Das sind wir, aber trotzdem lebt jede von uns ihr eigenes Leben.” Ob sie so wäre wie ich...? “Oh um Gottes willen - wir sind vollkommen verschieden. Ich bin dauernd draußen, genieße das Leben, aber Tessa bleibt praktisch den ganzen Tag in der Wohnung.” Was sie denn da macht? “Sie sitzt die ganze Zeit in ihrer Ecke und webt.” Und was sie webt? - Und ich sage: “Na sie webt halt so!” Er gibt noch ein paar aus und meint dann, wie es denn wäre, wenn wir eine Flasche kaufen und zu mir in die Wohnung gehen, wenn Tessa nichts dagegen hätte... “Sicher, warum nicht?” Wir gehen ins Wohnzimmer, Otto füllt zwei Gläser und wir setzen uns aufs Sofa, um dies und das zu machen. Nach einer Weile bekommt er dann so einen komischen Ausdruck im Gesicht und sagt: “Was riecht denn hier so komisch?” “Oh das ist nichts” und will weitermachen, aber er guckt immer noch so komisch: “Nein sag doch mal, was ist denn das?” “Mein Gott, es ist doch nur Tessa” sage ich. Er setzt sich auf: “Was meinst Du damit?” Na, was soll ich machen, setze mich auch auf: “So riecht sie halt eben, es hat nichts damit zu tun, daß sie nicht sauber ist oder so, und wir haben es sogar mit Parfüm versucht, aber das wurde nur noch schlimmer. Es ist ja schließlich nicht ihr Fehler, daß Tessa so riecht.” Er trinkt sein Glas aus. “Ist sie krank?” “Nein, sie war schon immer so, seit ich sie kenne, als Mama starb und mir alles überlassen hat, und ich weiß nicht, was ich ohne Tessa angefangen hätte.” Und das bißchen Geruch würde mir nichts ausmachen. Na, im Moment geht es wohl doch nicht weiter. Ich stelle das Radio an, Otto macht uns noch etwas zu trinken. Kaum haben wir wieder angefangen, da setzt er sich wieder auf, mit eben diesem blöden Gesicht. “Was ist denn nun los?” frage ich, und er sagt: “Was um Himmels willen ist das für ein Geräusch?” Junge, so langsam habe ich aber genug, und sage: “Nun vergiß doch die Geräusche und komm zu zurück zu Mutti!” Er sagt: “Das kommt von da!” und zeigt auf Tessas Tür. “Es ist doch nur Tessa, laß sie doch!” Er sagt das klinge so, als ob einer an der Tür kratze - so wie mit einem Bündel trockener Zweige. “Was zum Teufel kratzt sie denn da so?” Ich sage: “Woher soll ich das denn wissen?” und das er sich schnell von gewissen Dingen ablenken läßt nach all den großen Augen in der Bar. Ich solle nicht böse sein, er wäre so etwas eben nicht gewöhnt, sagt er. Langsam beruhigt sich die Situation wieder, er schenkt sich noch einen ein und will gerade zurück aufs Sofa kommen, da bleibt er plötzlich stehen und stiert auf den Fußboden und fragt: “Donnerwetter, was ist denn das nun wieder?” “Donnerwetter, was ist WAS?” Langsam habe ich aber die Nase voll von ihm! “Das Zeug da!” und zeigt auf den Fußboden. Ich lehne mich über das Sofa und sage: “Oh, das ist nur was von Tessas Weberei.” Er meint so eine komische Weberei habe er noch nie gesehen, das sähe aus wie verschmierte und zerfetzte Taschentücher. Er bückt sich, um es zu befühlen und bleibt mit den Fingern dran kleben. “Donnerwetter, das klebt ja!” “Natürlich kebt´s - du Trottel - sonst würd´es ja nicht wirken!” Er schaut mich blöd an, trinkt sein Glas aus und versucht von dem Zeug loszukommen, verheddert und verklebt sich damit noch mehr. “Mensch, ich habe gehofft, wir könnten uns prima zusammen amüsieren, aber du willst es ja nicht anders!”, sage ich und gehe zu Tessas Tür, öffne sie, und sie kommt herein. Ich bin ziemlich reif fürs Bett, als sie mit Otto endlich fertig ist, und sie hat wieder nur das klebrige Zeug übriggelassen. “Hoffentlich hast DU Spaß mit ihm gehabt, für mich war er ein kompletter Versager!” Aber an der Art, wie sie ihre vorderen Greifer und Krallen mit ihren Zangen säubert, sehe ich, daß er ihr doch ganz gut geschmeckt hat.

Kommentare

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Glenda22 15.08.2012 13:28
Hallo meine liebe Nordi,

schöne Geschichte......................oh...oh...........diese Tessa...........hungrieges Mädchen.............

lg u b Glenda
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