40 Gold Logo

Spuren

Spuren
Gestern, nachdem in dem Haut-Blog über Pflegemittel geschrieben wurde, fiel mir im Badezimmer-Schränkchen ein Flacon des Duftwassers auf, das ich gelegentlich zu besonderen Anlässen auftrage.

Anfang oder Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts habe ich es zum ersten Mal benutzt und bin ihm bis heute treu geblieben. Selbst jetzt, wo der Name scheinbar langsam vom Markt verschwinden soll, kaufe ich es nach, so lange es möglich sein wird. 

Damals war es wohl neu auf dem Markt. Es war ein Geschenk von einer Frau. Nach ihren Angaben hatte sie in der Parfümerie ihres Vertrauens meinen Typ beschrieben. Darauf hin war ihr dieses Wässerchen empfohlen worden. Dass es aus meiner Sicht recht teuer ist, wusste ich zu der Zeit noch nicht.

Die Beziehung hielt nur ein paar Monate. Wie diese Frau hieß und wie sie aussah, habe ich vergessen. Ich erinnere mich nur an ein oder zwei markante Begebenheiten mit und bei ihr. Und daran, dass ich seinerzeit, als vom Land kommender Bauarbeiter dankbar dafür und auch stolz darauf war, dass diese Großstädterin sich solche Mühe für mich gemacht hatte.

Seit 2006 wohne ich hier in einer nur 40 Quadratmeter großen, ..wohl eher kleinen, Wohnung. Sie ist aber groß genug für viele dieser Spuren von Menschen, die ich kenne oder gekannt habe. Manche sind leider schon verstorben. Andere habe ich aus den Augen verloren. Manche würde ich gerne wieder sehen. Andere eher nicht.

Von einer Haltestange und Griffen im Bad, die mir mein leider verstorbener Freund W. damals zum Einzug spendierte, über Nippes von meiner ebenfalls zu früh verstorbenen Freundin D., den sie mir meist zum Dank für kleine Handreichung in ihrer Wohnung schenkte, über Küchen- und andere Utensilien, die ich lange vor, ..aber auch während meiner Zeit in dieser Wohnung von verschiedenen Menschen geschenkt bekam, ist meine kleine Behausung voll von ihren Spuren.

Nun bin ich seit einiger Zeit dabei, Wohnung und Abstellraum zu „entrümpeln“. Nicht dass ich wirklich im Gerümpel leben würde. Aber vieles habe ich über Jahre nicht gebraucht. Es ist überflüssig.

Ich habe als Freund bei einigen Haushaltsauflösungen geholfen. So etwas ist keine Freude für die, die sich das zur Aufgabe gemacht haben.

Nun stehe ich vor der Frage, ob ich wirklich noch den einen oder anderen Freund fragen soll, ob er dieses oder jenes gebrauchen kann. Oder ob ich es lieber gleich entsorgen soll. Wirklich Wertvolles habe ich sowieso nicht. Warum also sollte ich Spuren bei anderen hinterlassen, die dann später vor der gleichen Aufgabe stehen, ..wie ich jetzt?

Wahrscheinlich werde ich mich doch fürs Entsorgen entscheiden. 🙂

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
mike1 Gestern, 14:04
Die kognitive Verarbeitung und Speicherung von Düften ist der Hammer.
Also mit Hammer meine ich das schöne Erlebnis, dass ich vor einigen Tagen neben einer Frau in einer Warteschlange hatte.
Ich nahm kurz und unbewusst ihren betörenden Duft wahr. Und plötzlich richtete sich mein ... zum Schlagbaum auf.
Denn das gleiche Parfüm benutzte meine Ex-Freundin, mit der ich immer geilen und ausgiebigen Verkehr hatte.

Aber bestimmt kommt gleich wieder Geschimpfe über so viel Lust und Leidenschaft ... lachendes Smiley
 
NewSeventy Gestern, 14:10
@mike1: Der kleine Hund mit dem ich aufgewachsen bin, konnte dem Duft von kochendem Grünkohl mit Mett-Enden nicht widerstehen. Er stand dann immer am Herd und kratzte wie wild mit den Pfoten daran. Wäre er ein Schäferhund gewesen, hätte er sich sicher die Pfoten verbrannt.
weiße KroneJetzt kostenlos registrieren