Ich gehe
Heute, 04:40
Ich gehe
Heute, 04:40
Ich gehe
Ich Künstler
Plötzlich wurde es mir bewusst. Ich war zunächst noch für mein Wohlbefinden unterwegs gewesen. Die Enten wollte ich sehen. Die müden Knochen ein wenig in Bewegung halten. Ein bisschen nachdenken. Spazieren gehen.
Doch so nach und nach war ich nur noch mit Gehen beschäftigt. Ich nahm nichts mehr um mich herum wahr. Ich dachte an nichts mehr. Ein Ziel war mir auch nicht mehr bewusst. Ich ging. Einfach nur so.
Ein bellender Hund riss mich aus dieser Phase der bedeutungsvollen Bedeutungslosigkeit heraus. Aber jetzt war es mir klar: Auch ich bin Künstler! Ich gehe. Einfach nur so. Und ich mache es gut. Das ist es, was die Künstler von den anderen Menschen unterscheidet. Jetzt unterscheide ich mich auch. Ein gutes Gefühl.
Die Anderen fotografieren ihre Kinder, ihre Freundin oder einen Baum. Der Künstler photographiert. Einfach nur so.
Die Anderen malen ihren Garten, eine Landschaft, oder die Zimmerdecke an. Der Maler malt. Einfach nur so.
Die Anderen schreiben einen Brief, eine Geschichte, eine Rechnung oder etwas in ihr Tagebuch. Der Autor schreibt. Einfach nur so.
Die Anderen tanzen vor Vergnügen oder um einen anderen Körper an sich drücken zu können. Der Tänzer tanzt. Einfach nur so.
Die Anderen singen beim Arbeiten vor sich hin oder auf dem Nachhauseweg aus der Kneipe. Der Künstler singt. Einfach nur so.
Sie verfolgen alle keinen Zweck. Sie machen es nur, weil sie es gut machen. Und sie bereichern uns damit. Denn sie sind uns Motivation und Inspiration. Sie machen mit ihrem sinnlosen Tun unser Leben sinnvoll. Deshalb ist gut und bedeutend was sie machen.
Aber niemand würde die Werke anschauen, hören oder lesen wenn sie ohne Zweck daher kämen. Also werden wortreiche Botschaften dazu erfunden. Ganze Generationen von Schulklassen werden damit beschäftigt, den Sinn dieser bedeutenden Werke zu ergründen. Mancher Künstler würde staunen was dabei herauskommt.
Jetzt wo ich auch Künstler bin, brauche ich es nicht mehr. Aber seit einiger Zeit habe ich mich damit beschäftigt, die Namen von bedeutenden Künstlern und ihrer wichtigsten Werke auswendig zu lernen. Eine Zitatsammlung liegt auch schon lange auf meinem Schreibtisch. Ich war gerüstet. Eine Floskelsammlung hatte ich mir selber zusammengestellt aus den Einweihungsreden zu “Kunst am Bau“. Ich wollte auch einmal wichtig sein.
Mitreden können wollte ich, wenn die Kunstkenner- und Versteher unter sich sind. Immer schon hatte ich das Gefühl, dass sie weitaus wichtiger sind als die Künstler selbst. Etwas das man selbst nicht kann, zu beurteilen ist eine Kunst in sich. Eine bescheidene, nicht anerkannte Kunst noch dazu. Denn wer hat schon mal ehrfurchtsvoll von einem Beurteiler gesprochen? Ein Kritiker, sicher, davon spricht man auch. Aber niemals würde man ihn als Künstler ansehen.
Aber das kann mir jetzt alles egal sein. Und ist es auch.
Ich gehe. Demnächst wird man lesen können: Rainer Wahnsinn geht in der Stadthalle. Oder zur Einweihung des Kunsthauses Breckerfeld geht Rainer Wahnsinn. Karten im Vorverkauf…
Ich bin dankbar für meine Gabe und mir meiner Verantwortung durchaus bewusst.
Ich Künstler.
🙂
*29. 08. 2009
Plötzlich wurde es mir bewusst. Ich war zunächst noch für mein Wohlbefinden unterwegs gewesen. Die Enten wollte ich sehen. Die müden Knochen ein wenig in Bewegung halten. Ein bisschen nachdenken. Spazieren gehen.
Doch so nach und nach war ich nur noch mit Gehen beschäftigt. Ich nahm nichts mehr um mich herum wahr. Ich dachte an nichts mehr. Ein Ziel war mir auch nicht mehr bewusst. Ich ging. Einfach nur so.
Ein bellender Hund riss mich aus dieser Phase der bedeutungsvollen Bedeutungslosigkeit heraus. Aber jetzt war es mir klar: Auch ich bin Künstler! Ich gehe. Einfach nur so. Und ich mache es gut. Das ist es, was die Künstler von den anderen Menschen unterscheidet. Jetzt unterscheide ich mich auch. Ein gutes Gefühl.
Die Anderen fotografieren ihre Kinder, ihre Freundin oder einen Baum. Der Künstler photographiert. Einfach nur so.
Die Anderen malen ihren Garten, eine Landschaft, oder die Zimmerdecke an. Der Maler malt. Einfach nur so.
Die Anderen schreiben einen Brief, eine Geschichte, eine Rechnung oder etwas in ihr Tagebuch. Der Autor schreibt. Einfach nur so.
Die Anderen tanzen vor Vergnügen oder um einen anderen Körper an sich drücken zu können. Der Tänzer tanzt. Einfach nur so.
Die Anderen singen beim Arbeiten vor sich hin oder auf dem Nachhauseweg aus der Kneipe. Der Künstler singt. Einfach nur so.
Sie verfolgen alle keinen Zweck. Sie machen es nur, weil sie es gut machen. Und sie bereichern uns damit. Denn sie sind uns Motivation und Inspiration. Sie machen mit ihrem sinnlosen Tun unser Leben sinnvoll. Deshalb ist gut und bedeutend was sie machen.
Aber niemand würde die Werke anschauen, hören oder lesen wenn sie ohne Zweck daher kämen. Also werden wortreiche Botschaften dazu erfunden. Ganze Generationen von Schulklassen werden damit beschäftigt, den Sinn dieser bedeutenden Werke zu ergründen. Mancher Künstler würde staunen was dabei herauskommt.
Jetzt wo ich auch Künstler bin, brauche ich es nicht mehr. Aber seit einiger Zeit habe ich mich damit beschäftigt, die Namen von bedeutenden Künstlern und ihrer wichtigsten Werke auswendig zu lernen. Eine Zitatsammlung liegt auch schon lange auf meinem Schreibtisch. Ich war gerüstet. Eine Floskelsammlung hatte ich mir selber zusammengestellt aus den Einweihungsreden zu “Kunst am Bau“. Ich wollte auch einmal wichtig sein.
Mitreden können wollte ich, wenn die Kunstkenner- und Versteher unter sich sind. Immer schon hatte ich das Gefühl, dass sie weitaus wichtiger sind als die Künstler selbst. Etwas das man selbst nicht kann, zu beurteilen ist eine Kunst in sich. Eine bescheidene, nicht anerkannte Kunst noch dazu. Denn wer hat schon mal ehrfurchtsvoll von einem Beurteiler gesprochen? Ein Kritiker, sicher, davon spricht man auch. Aber niemals würde man ihn als Künstler ansehen.
Aber das kann mir jetzt alles egal sein. Und ist es auch.
Ich gehe. Demnächst wird man lesen können: Rainer Wahnsinn geht in der Stadthalle. Oder zur Einweihung des Kunsthauses Breckerfeld geht Rainer Wahnsinn. Karten im Vorverkauf…
Ich bin dankbar für meine Gabe und mir meiner Verantwortung durchaus bewusst.
Ich Künstler.
🙂
*29. 08. 2009