Vom Winde verweht

Vom Winde verweht



1. Version


Es schmiert den Kindern eine Mutter
Unterm Baume, schön mit Butter
Marmeladenbrote fein
Und lädt danach zum Vesper ein

Die Kinder jauchzend drüber wallen
Sodass dem Baum die Blätter fallen
Fast vor Schreck, ob des Geschreis
Denn sonst ist es hier immer leis

Der Vater sitzt fernab des Trubels
Und enthält sich jeden Jubels
Weil sein Geist versucht, mitnichten
Ohne Lustbarkeit zu dichten

Irgendwann, zu später Stunde
Als der Mond zeigt seine Kunde
Durch den fahlen lichten Keim
Soll es gehen, endlich, heim…

Die Mutter nun den Vater neckt
„Hast du schon was ausgeheckt?“
Der Vater nickend sich probiert
Und seine Zeilen deklamiert:

„Wenn ein Orkan im Baume blafft
Dann lichtet sich recht zauberhaft
Das Astgestütz und dadurch munter
Schrickt manches Blattwerk, und fällt runter

…Doch leider kam ich hier nicht weiter
Auf des Poeten Reimeleiter
Die Worte schrecken wie die Hasen
Und scheinen fast wie weggeblasen…“

Drum tröstet Mutter nun den Vater
Der schnurrend wie ein Liebeskater
An ihrem Arme eingehängt
Nun seine Füße heimwärts lenkt

Die Kinder schon von Ferne winken
Die Sternlein in den Himmel sinken
Und nur der Wind weiß um die Orte
Wo verweilen Vaters Worte


2. Version


Ein Künstler malt mit einem Finger
Absonderlich bizarre Dinger
In den Staub, der fast nichts wiegt
Und flach auf einer Scheibe liegt

Die Scheibe ruht, noch ziemlich frisch
Auf einem niedrigkleinen Tisch
Der vor dem Künstler fußt, am Strand
Denn jener steht davor im Sand

So malt der Künstler eben hier
So manch Gebilde, manches Tier
Bis dann vollendet scheint, ein wild
Und wirr gemaltes, staubig’ Bild

Verzückt wird nun die Kunst „belacht“
Weil dieser Anblick Freude macht
Dann geht der Künstler Mittag essen
Das Staubbild scheint am Strand vergessen

Ein Wind kommt auf, der Staub enteilt
Und was dann auf der Platte weilt
Erinnert nicht mehr viel daran
Was Fingerkunst erschaffen kann



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